Wie erkennen wir die frühen Warnzeichen einer Kompromittierung, die schnell zu einem Angriff mit Ransomware führen könnte?
Bevor wir beginnen, ist es wichtig, festzuhalten, dass es äußerst schwierig ist, Ransomware-Aktivitäten nach der Ausführung zu erkennen, also wenn die Ransomware bereits aktiv ist und Daten verschlüsselt. Tatsächlich ist dieser Versuch meist aussichtslos. Einige der gängigsten Ransomware-Varianten sind in der Lage, innerhalb von weniger als fünf Minuten mehr als 100.000 Dateien zu verschlüsseln.
Um effektive Gegenmaßnahmen zu ergreifen, ist es am besten, Angriffe frühzeitig zu erkennen und zu unterbrechen, insbesondere wenn die Angreifer (oftmals automatisiert) versuchen, in Ihr System einzudringen.
Was sind also Frühwarnzeichen für Ransomware und gute Erkennungsmöglichkeiten?
Initial Access (anfänglicher Zugriff)
Verdächtige Mails:
Es ist wichtig, vorsichtig zu sein und verdächtige E-Mails nicht zu öffnen, auf Links zu klicken oder Anhänge herunterzuladen, es sei denn, Sie sind sich sicher, dass sie legitim sind.
Es gibt verschiedene Anzeichen, auf die man achten kann, um eine E-Mail als verdächtig einzustufen:
Unbekannter Absender: Die E-Mail stammt von einer unbekannten oder unerwarteten Quelle, die Ihnen nicht vertraut ist.
Seltsame Absenderadresse: Die E-Mail-Adresse des Absenders sieht verdächtig oder ungewöhnlich aus. Es kann sich um eine leicht abgewandelte Schreibweise einer vertrauenswürdigen Domain handeln.
Fehlerhafte Grammatik und Rechtschreibung: Die E-Mail enthält auffällige Fehler, grammatikalische Fehler oder Rechtschreibfehler.
Dringender Tonfall: Die E-Mail drängt Sie dazu, sofort zu handeln, indem Sie persönliche Informationen preisgeben, auf Links klicken oder Dateianhänge öffnen.
Unerwartete Anhänge: Die E-Mail enthält unerwartete Dateianhänge, die Sie nicht angefordert haben. Öffnen solcher Anhänge kann potenziell schädlichen Code ausführen.
Phishing-Versuche: Die E-Mail fordert Sie auf, vertrauliche Informationen wie Passwörter, Kontodaten oder persönliche Daten preiszugeben. Phishing-E-Mails zielen darauf ab, Ihre sensiblen Informationen zu stehlen.
Verdächtige Links: Die E-Mail enthält Links, die Sie zu betrügerischen Websites führen könnten. Diese Links können dazu dienen, Ihre Daten zu stehlen oder schädliche Software herunterzuladen.
Verdächtige RDP-Verbindungen
Unzureichend geschützte Remote Desktop Protocol (RDP)-Verbindungen bleiben weiterhin einer der hauptsächlichen Angriffspunkte für Ransomware-Vorfälle.
Verdächtige Remote Management Tools
Es gibt eine Menge andere Tools die für Remote Management Aufgaben eingesetzt werden. Hierzu gehören u.a. TeamViewer, CCleaner, AutoElevate, BleachBit uvm.
Persistence (andauernde Bedrohung)
Persistence, auch als andauernde Bedrohung (Persistent Threat) bezeichnet, bezieht sich auf die Fähigkeit von Angreifern, dauerhaft und unbemerkt in einem kompromittierten System oder Netzwerk zu bleiben. Bei einer persistierenden Bedrohung handelt es sich um eine fortschrittliche und langfristige Angriffsmethode, bei der Angreifer Zugriff auf ein System oder Netzwerk erlangen und ihre Aktivitäten über einen längeren Zeitraum hinweg fortsetzen, ohne entdeckt zu werden.
Der Zweck der Persistence besteht darin, den Zugriff auf das System aufrechtzuerhalten, auch nach Neustarts oder Sicherheitsmaßnahmen, die normalerweise temporäre Kompromittierungen beenden würden. Durch die Aufrechterhaltung der Persistence können Angreifer sensible Informationen stehlen, weitere Angriffe durchführen, Daten manipulieren oder das System für andere bösartige Zwecke nutzen.
Es gibt verschiedene Techniken, die von Angreifern eingesetzt werden, um Persistence zu erreichen, wie zum Beispiel:
Backdoors: Erstellung von versteckten Zugängen oder Hintertüren, die den Angreifern ermöglichen, später auf das System zuzugreifen.
Rootkits: Bösartige Software, die auf Systemebene ausgeführt wird und es Angreifern ermöglicht, privilegierten Zugriff zu erhalten und sich vor Entdeckung zu verbergen.
Malware mit Selbstreproduktion: Schadprogramme, die sich selbstständig replizieren und auf verschiedenen Systemen oder Netzwerken verbreiten können, um die Persistence aufrechtzuerhalten.
Tarnungstechniken: Verwendung von Tarnungsmechanismen, um bösartige Aktivitäten als legitime Prozesse oder Dateien aussehen zu lassen und so unentdeckt zu bleiben.
Die Bekämpfung von Persistence erfordert umfassende Sicherheitsmaßnahmen wie regelmäßige Systemüberwachung, Aktualisierung von Sicherheitspatches, Implementierung von Firewalls, Antivirus-Software, Intrusion-Detection- und -Prevention-Systemen sowie regelmäßige Sicherheitsschulungen für Benutzer. Ein proaktiver Ansatz zur Erkennung und Reaktion auf verdächtige Aktivitäten ist ebenfalls entscheidend, um andauernde Bedrohungen zu bekämpfen und mögliche Schäden zu minimieren.
Lateral Movement (Horizontalbewegungen)
Lateral Movement, auch als Horizontalbewegungen bezeichnet, bezieht sich auf die Fortbewegung eines Angreifers innerhalb eines kompromittierten Netzwerks, nachdem er zunächst Zugriff auf ein System erlangt hat. Bei Lateral Movement handelt es sich um eine Taktik, bei der ein Angreifer versucht, sich von einem kompromittierten System aus im Netzwerk horizontal auszubreiten, um Zugriff auf andere Systeme oder Ressourcen zu erlangen.
Das Ziel des Lateral Movement besteht darin, die Kontrolle über weitere Systeme im Netzwerk zu erlangen, um den Zugriff auf wertvolle Daten, kritische Systeme oder privilegierte Konten zu erweitern. Indem sich der Angreifer von einem System zum nächsten bewegt, kann er möglicherweise Sicherheitsbarrieren überwinden, zusätzliche Schwachstellen ausnutzen und seine Aktivitäten ausdehnen, ohne entdeckt zu werden.
Es gibt verschiedene Techniken und Methoden, die Angreifer für Lateral Movement nutzen können, wie zum Beispiel:
Passwortweitergabe: Verwendung von gestohlenen oder geknackten Zugangsdaten, um sich auf anderen Systemen im Netzwerk anzumelden.
Verwundbare Dienste und Protokolle: Ausnutzen von Sicherheitslücken in Diensten oder Protokollen, um sich von einem System zum nächsten zu bewegen.
Exploit von Schwachstellen: Ausnutzung bekannter Schwachstellen in Betriebssystemen, Anwendungen oder Netzwerkkomponenten, um Zugriff auf andere Systeme zu erlangen.
Pass-the-Hash: Verwendung von Hashes gestohlener Passwörter, um sich auf anderen Systemen anzumelden, ohne das eigentliche Passwort preiszugeben.
Verwendung von Remote-Verwaltungstools: Nutzung von Remote-Verwaltungstools, um sich von einem kompromittierten System aus auf andere Systeme zu bewegen.
Die Bekämpfung von Lateral Movement erfordert umfassende Sicherheitsmaßnahmen wie Netzwerksegmentierung, Zugriffskontrollen, regelmäßige Schwachstellenbewertung und -behebung, Überwachung des Netzwerkverkehrs sowie Erkennung und Reaktion auf verdächtige Aktivitäten. Durch eine Kombination aus proaktiver Verteidigung und effektiven Sicherheitsrichtlinien kann das Risiko von Lateral Movement minimiert und die Ausbreitung von Angreifern innerhalb eines Netzwerks erschwert werden.
Managed Detection and Response als Lösung
Managed Detection and Response (MDR) ist ein Ansatz zur Sicherheit von Informationssystemen, bei dem ein Dienstleister oder ein spezialisiertes Sicherheitsteam kontinuierlich die Sicherheitslage eines Unternehmens überwacht, Bedrohungen erkennt und darauf reagiert.
MDR kombiniert Überwachung, Bedrohungserkennung und Reaktionsfähigkeiten, um Unternehmen bei der Bewältigung von Sicherheitsvorfällen zu unterstützen. Im Gegensatz zu traditionellen Sicherheitsansätzen, bei denen Unternehmen meistens selbst für die Überwachung ihrer Systeme und die Reaktion auf Sicherheitsvorfälle verantwortlich sind, übernimmt ein MDR-Dienstleister diese Aufgaben.
Die Kernkomponenten von MDR umfassen:
Überwachung: Der MDR-Dienstleister überwacht kontinuierlich die Netzwerke, Systeme und Endpunkte des Unternehmens, um potenzielle Bedrohungen zu erkennen. Dies kann durch den Einsatz von Sicherheitsinformationen und -Ereignis Management (SIEM)-Systemen, Verhaltensanalyse, Bedrohungsinformationen und anderen fortschrittlichen Analysetechniken erfolgen.
Erkennung: MDR-Teams analysieren die Überwachungsdaten, um potenzielle Sicherheitsvorfälle zu identifizieren. Sie nutzen dabei fortschrittliche Technologien und Bedrohungsinformationen, um Angriffe frühzeitig zu erkennen und zu verstehen.
Reaktion: Sobald ein Sicherheitsvorfall identifiziert wurde, reagiert das MDR-Team schnell und effektiv, um den Angriff einzudämmen und zu beheben. Dies kann die Durchführung forensischer Analysen, die Entfernung von Schadsoftware, die Wiederherstellung von Systemen und andere Maßnahmen zur Verringerung des Schadens umfassen.
MDR-Dienstleister bieten Unternehmen den Vorteil einer kontinuierlichen Überwachung, Expertenwissen im Bereich der Sicherheit und einer schnellen Reaktionszeit auf Sicherheitsvorfälle. Dies ermöglicht es Unternehmen, potenzielle Bedrohungen frühzeitig zu erkennen und darauf angemessen zu reagieren, selbst wenn sie über begrenzte interne Ressourcen im Sicherheitsbereich verfügen.
Sprechen Sie uns gerne auf unseren MDR Service an.
Comments